Die Reise begann bereits mitten in der Nacht, denn der einzige Direktflug von Hamburg nach Malaga startete bereits um 6.00 Uhr morgens. Angekommen in Malaga empfing mich strahlender Sonnenschein und ein gutgelaunter Fahrer, der mich zu meiner Unterkunft brachte. An diesem Sonntag hatte ich Gelegenheit bereits ein wenig die Stadt und den Weg zum Strand zu erkunden. An diesem Tag erfuhr ich auch, dass meine Kurszeiten für den “Innovative teaching methods“ sich verändert hatten. Aus organisatorischen Gründen fand der Kurs nicht mehr morgens, sondern immer nachmittags bis 20.00 Uhr statt. Diese Änderung führte dazu, dass ich meine Mitkursteilnehmerin aus Ungarn die mit ihrer Nichte angereist war bereits bei der in den Kurs inkludierten Stadtführung kennenlernen durfte (Foto). Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und eventuell vorhandene Barrieren waren nicht mehr existent. Die Stadtführung war sehr interessant und kurzweilig gestaltet. Zum Beispiel klärte sich auf, warum sehr imposante Spielmannzüge ab nachmittags durch die Stadt zogen. In den zwei Wochen vor Ostern finden immense Prozessionen durch die ganze Stadt statt, bei der zum Teil sehr große Schmuckstücke und ganze Altäre (Fotos) über mehrere Stunden von hunderten von Männern durch die Stadt getragen werden.
Auch, dass Malaga der ehemalige Wohnsitz von Picasso war sowie der muslimische Einfluss auf die Stadt Malaga waren Dinge, die ich sonst wahrscheinlich nie erfahren hätte. Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit meiner Mitkursteilnehmerin sowie deren Nichte auf einem Markt, bei dem wir uns ausgiebig über unsere Schulen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede unserer Herkunftsländer ausgetauscht haben, begann der erste Teil des Kurses. Aufgrund der Tatsache, dass wir tatsächlich nur zu zweit waren, war sehr Kurs von Anfang an sehr intensiv. Wir haben uns damit darüber auseinandergesetzt was eine gute Lehrkraft aufmacht, was innovatives Lehren bedeutet und welche Lehr-/ Lernmethoden als innovativ bezeichnet werden können, haben uns über uns bereits bekannte ausgetauscht, uns über neue informiert und uns diese gegenseitig vorgestellt. Für mich als Englisch Lehrkraft hat dies einen doppelten positiven Effekt. Neben den Kursinhalten, die für den Unterricht absolut zeitgemäß und relevant sind, kann sämtliche Konversation auf dieser Fortbildung ausschließlich auf Englisch stattfinden, was meinen Wortschatz und meine Anwendung des Englischen im täglichen Umgang fördert. In dem Kurs haben wir des Weiteren einige Theorien sowie Anwendungsbeispiele für schülerzentrierten Unterricht kennengelernt und besprochen. Unter anderem haben wir am eigenen Leib erfahren wie effektiv handlungsorientierte Lernsituationen sind, indem wir ohne Spanischvorkenntnisse anhand eines spanischen Kochvideos in der Lage waren das dort beschriebene Gazpacho nach zu kochen und uns dabei die spanischen Vokabeln für die Zutaten und die Vorgänge einzuprägen. Im Anschluss haben wir ähnliche Situationen für unseren eigenen Unterricht entwickelt. Im Laufe des Kurses haben wir weitere Konzepte, die bei der Unterrichtsvorbereitung helfen, um schülerzentrierten Unterricht durchzuführen, kennengelernt, an Beispielen verdeutlicht bekommen und dann auf den eigenen Unterricht angewandt. Durch die geringe Teilnehmerzahl kam es zu einem regen Austausch, der sehr gewinnbringend war. Jeder hatte genug Zeit, um Rückfragen an die ursprünglich amerikanische Kursleiterin zu stellen und die mögliche Anwendung im individuellen Unterricht vorzustellen. Das Thema des letzten Tages der Fortbildung war die Einbindung von KI sowohl von der Lehrerperspektive, als auch von der Seite der Lernenden. Diese Einbindung z. B. von Chat GPT oder Gamma sowohl in die Unterrichtsplanung als auch für die Unterrichtsstunde selbst ist in Bezug auf die mögliche Zeitersparnis absolut empfehlenswert. Ob zur Erstellung von komplexen Aufgabenstellungen, Aufgabenblättern, z. B. um Fragestellungen in Bezug auf ein Video zu entwickeln, oder einer Präsentation, die jeweils verwendete KI kann ein sehr hilfreiches Werkzeug dafür sein. In Bezug auf die Schülerperspektive haben wir das Problem der Nutzung von KI insbesondere bei der Hausgabenbearbeitung thematisiert, schlussendlich gibt es hierfür wohl keine Lösung, außer dass sich die Lehrkräfte auf die Eigenverantwortung der Lernenden verlassen müssen. Eine Bewertung von Hausaufgaben erscheint nicht mehr als sinnvoll, denn einzelne KI bieten sogar die Option der Vermenschlichung der Lösung, sodass ein erkennbarer Unterschied nicht mehr gegeben ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Erasmus plus Reise für mich persönlich aber auch beruflich sehr gewinnbringend war. Dies bezieht sich nicht nur auf die Kursinhalte, denn zum Beispiel habe ich erfahren, dass es in Spanien per Gesetz beschlossen wurde, dass alle Handys der Lernenden den gesamten Schultag in einer Handygarage im Lehrerzimmer verbringen und erst nach der letzten Stunde wieder ausgegeben werden. Dies sehe ich als ein gutes Beispiel an und würde mir die Implementierung in Schleswig-Holstein ebenfalls wünschen, werde aber auf jeden Fall mindestens in meinem Unterricht dahin streben. Auch der Kontakt und Austausch mit der anderen Kursteilnehmerin aus Ungarn, sowie der aus Amerika stammenden aber in Spanien lebenden Kursleitung war eine tolle Erfahrung, die ich sonst wahrscheinlich nie gemacht hätte. Dazu kommt, dass gerade für mich als Englischlehrerin die unumgängliche ständige Benutzung der englischen Sprache sehr förderlich war. Diese Gelegenheit bietet sich sonst außerhalb des Unterrichts leider viel zu selten. Ich kann das Erasmus plus Programm nur empfehlen und bedanke mich bei allen Beteiligten für diese Erfahrung.
Christina Delfs